Sie nahm Marengo am Zügel,
Lilian seine Stella und so gingen sie den trockenen Pfad entlang, der mitten
durch das Moor führte und den keine Seele mehr seit Menschengedenken beschritten
hatte. Die Sonne stand hoch, die Mittagszeit nahte. Der Pfad schien kein Ende
zu nehmen, Mücken und Bremsen hatten begonnen, sie zu plagen. Marengo hinkte
jetzt, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen fühlten und in der
Ferne eine Ansammlung von Häusern erkannten.
„Hoffentlich finden wir bald
eine Schmiede, Marengo hat bestimmt Schmerzen!“ stellt Lilli fest.
Als sie näher an das Dorf kamen,
hörten sie Geräusche, das Muhen von Kühen, das Grunzen von Schweinen, Stimmen
und tatsächlich auch den scharfen Klang von Stahl auf Stahl. Sie brauchten ihm
nur nachzugehen und standen bald vor eine Schmiede. Ein junger kräftiger Mann
mit Pferdeschwanz ließ den Hammer auf ein glühendes Stück Eisen niedersausen.
„Aber das ist ja Frigo von der
Fähre!“ ruft Lilli freudig aus, „schau nur Lilian, wir kennen den Schmied!“
Tatsächlich war es Frigo, als er
hochblickte und die beiden sah, richtete er sich auf, legte den Hammer
beiseite, wischte sich den Schweiß von der Stirn und lächelte sie an.
„Das hätte ich nicht gedacht,
dass wir uns so schnell wiedersehen! Grüßt Euch, woher kommt ihr?“
„Wir kommen vom Ochsenwirt,
Frigo. Unser Pferd Marengo hat ein lockeres Hufeisen, könnt Ihr es Euch
anschauen, bevor wir weiterziehen?“
„Vom Ochsenwirt, eh? Hat der
Euch so zugerichtet?“
Er dreht sich um und ruft seinen
Gesellen: “Armin, komm, gib den Pferden Wasser und dann schau dir das Eisen an“,
dann wendet er sich an die beiden „kommt in mein Haus, wo ihr etwas Kühles
trinken könnt und ein bisschen ausruhen!“
„Oh, Frigo, Ihr seid zu gut zu
uns, wir hatten einen aufregenden Morgen und sind übers Moor gekommen. Wir sind
so durstig, “ erwidert Lilian.
„Kommt, seid willkommen“ und sie
folgen Frigo in sein sauberes Haus, durch einen dämmrigen Gang in die Küche.
Sie setzen sich auf eine Bank hinter einen großen blankgescheuerten Holztisch.
„Linchen komm, bringe einen
großen Krug Buttermilch“ ruft Frigo und ein junges Mädchen erscheint mit dem
Krug in Hand und Bechern aus Steinzeug. „Linchen ist Metas Nichte, Meta ist auf
dem Markt und verkauft ihre Töpfe. Sie hätte sich sehr gefreut, Euch zu sehen!“
„Vielen vielen Dank für die
Gastfreundschaft!“ erwidert Lilian, es soll Euer Schade nicht sein!“ Lilli
öffnet das Paket mit Essen von Olga.
„Wieso seid ihr durchs Moor
gekommen?“ fragt Frigo, „niemand aus dieser Gegend wagt es, es ist viel zu
gefährlich. Wer es früher versucht hat, ist darin umgekommen.“
„Das ist vorbei!“ erklärt Lilli,
„seit heute kann jeder wieder das Moor durchqueren.“
Sie erzählen dem staunenden
Frigo, was heute Morgen geschehen ist. Frigo hört mit offenem Mund zu und
murmelt ungläubig „Ihr müsst Zauberkräfte besitzen, ich kann es nicht fassen,
noch nie ist so etwas vorgekommen.“ Er schüttelt den Kopf und wiederholt „ich
kann es nicht fassen, wie habt Ihr das geschafft? Es ist zu wunderbar, in
meinem ganz Leben ist es noch nie geschehen, dass jemand den Fürst des Moors
besiegen konnte!“
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