4/02/2018

Sie nahm Marengo am Zügel, Lilian seine Stella und so gingen sie den trockenen Pfad entlang, der mitten durch das Moor führte und den keine Seele mehr seit Menschengedenken beschritten hatte. Die Sonne stand hoch, die Mittagszeit nahte. Der Pfad schien kein Ende zu nehmen, Mücken und Bremsen hatten begonnen, sie zu plagen. Marengo hinkte jetzt, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen fühlten und in der Ferne eine Ansammlung von Häusern erkannten.
„Hoffentlich finden wir bald eine Schmiede, Marengo hat bestimmt Schmerzen!“ stellt Lilli fest.
Als sie näher an das Dorf kamen, hörten sie Geräusche, das Muhen von Kühen, das Grunzen von Schweinen, Stimmen und tatsächlich auch den scharfen Klang von Stahl auf Stahl. Sie brauchten ihm nur nachzugehen und standen bald vor eine Schmiede. Ein junger kräftiger Mann mit Pferdeschwanz ließ den Hammer auf ein glühendes Stück Eisen niedersausen.
„Aber das ist ja Frigo von der Fähre!“ ruft Lilli freudig aus, „schau nur Lilian, wir kennen den Schmied!“
Tatsächlich war es Frigo, als er hochblickte und die beiden sah, richtete er sich auf, legte den Hammer beiseite, wischte sich den Schweiß von der Stirn und lächelte sie an.
„Das hätte ich nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen! Grüßt Euch, woher kommt ihr?“
„Wir kommen vom Ochsenwirt, Frigo. Unser Pferd Marengo hat ein lockeres Hufeisen, könnt Ihr es Euch anschauen, bevor wir weiterziehen?“
„Vom Ochsenwirt, eh? Hat der Euch so zugerichtet?“
Er dreht sich um und ruft seinen Gesellen: “Armin, komm, gib den Pferden Wasser und dann schau dir das Eisen an“, dann wendet er sich an die beiden „kommt in mein Haus, wo ihr etwas Kühles trinken könnt und ein bisschen ausruhen!“
„Oh, Frigo, Ihr seid zu gut zu uns, wir hatten einen aufregenden Morgen und sind übers Moor gekommen. Wir sind so durstig, “ erwidert Lilian.
„Kommt, seid willkommen“ und sie folgen Frigo in sein sauberes Haus, durch einen dämmrigen Gang in die Küche. Sie setzen sich auf eine Bank hinter einen großen blankgescheuerten Holztisch.
„Linchen komm, bringe einen großen Krug Buttermilch“ ruft Frigo und ein junges Mädchen erscheint mit dem Krug in Hand und Bechern aus Steinzeug. „Linchen ist Metas Nichte, Meta ist auf dem Markt und verkauft ihre Töpfe. Sie hätte sich sehr gefreut, Euch zu sehen!“
„Vielen vielen Dank für die Gastfreundschaft!“ erwidert Lilian, es soll Euer Schade nicht sein!“ Lilli öffnet das Paket mit Essen von Olga.
„Wieso seid ihr durchs Moor gekommen?“ fragt Frigo, „niemand aus dieser Gegend wagt es, es ist viel zu gefährlich. Wer es früher versucht hat, ist darin umgekommen.“
„Das ist vorbei!“ erklärt Lilli, „seit heute kann jeder wieder das Moor durchqueren.“

Sie erzählen dem staunenden Frigo, was heute Morgen geschehen ist. Frigo hört mit offenem Mund zu und murmelt ungläubig „Ihr müsst Zauberkräfte besitzen, ich kann es nicht fassen, noch nie ist so etwas vorgekommen.“ Er schüttelt den Kopf und wiederholt „ich kann es nicht fassen, wie habt Ihr das geschafft? Es ist zu wunderbar, in meinem ganz Leben ist es noch nie geschehen, dass jemand den Fürst des Moors besiegen konnte!“


No comments: