Eine
andere Welt
Sie besteigen ihre Pferde und
verabschieden sich von dem wunderbaren lichten Buchenwald. Auf den entrollten
Blättern und Moosen glitzerten wie Diamanten die Regentropfen.
Eine lange Zeit reiten sie ohne
viel zu sprechen. Durch verwunschen erscheinende Täler und wellenförmige Hügel
erstreckt sich der Wald. Der grüne Frühlingsschleier bedeckt die Bäume, die
milde Luft streichelt die Haut und sie treffen niemanden. Gegen Mittag beginnt
sie Sonne stärker zu brennen. Das Grün der Bäume verbleicht und macht einem
leichten braun Platz, sie scheinen zu schrumpfen und sich in struppige
Sträucher zu verwandeln. Das weiche grüne Gras und Moos formen sich zu Steinen
und harten Boden. Die Hufe der Pferde klappern jetzt und kleine Staubwolken
zeigen sich am Boden.
„Ich bin durstig, lass uns etwas
trinken!“ Mit diesen Worten zieht Lilian die Wasserflaschen hervor und reicht
Lilli eine. Sie halten an und trinken in langen Zügen das kühle Quellwasser. „Oh,
wie gut das tut! Schau, Lilian, siehst du in der Ferne die niedrigen Häuser? Wie
Würfel wirken sie!“ Lilian nickt. Die Häuser bedecken einen braunen Berghang. Je
näher sie kommen, umso deutlicher sehen sie jetzt auch Ziegen, die an den
dürren Sträuchern zerren. Sie erkennen schwarz verhüllte Gestalten, die am Rand
der gewundenen Straße langsam gehen und
Tonkrüge auf dem Kopf tragen. Als sie näher kommen, erkennen sie einen Markt. An
der Seite steht ein Brunnen, Frauen umlagern ihn und schöpfen Wasser in
Tonkrüge, helfen sich gegenseitig, sie auf den Kopf zu stellen und verlassen
den Brunnen mit wiegenden Schritten.
Sie halten die Pferde an und
steigen ab. Sie führen sie zu einem Baum nicht weit von ihnen. Die Sonne steht jetzt
hoch, die Luft glüht.
„Wir sollten uns einen Gasthof
suchen, Lilli, und uns ein wenig ausruhen. „Bist du nicht etwas müde?“ Sie nickt und
trinkt noch einen Schluck. „Wir sollten die Flaschen füllen und uns erkundigen,
wo wir hier eine Herberge finden können.“
Eine junge Frau mit einem Kind
an der Hand nähert sich den beiden mit einem freundlichen Lächeln. Sie macht
einen Knicks und stellt sich vor: “Ich bin Rina und das ist Zinna, meine
Nichte. Braucht ihr Hilfe? Ihr seid doch fremd hier!“!
„Wir sind schon lange geritten
und haben noch einen langen Weg vor uns, den zur Wüste Israma, ich heiße Lilian,“
er verbeugt sich, „und das ist meine Freundin Lilli!“ Bei seinen Worten ist
Rina ein wenig blass geworden, so scheint es. „Da habt ihr noch einen ganzen
Tag vor euch, müsst ihr wirklich dort hin?“
Beide blicken sich an. „Ja, wir
müssen“, erwidert Lilian. „Aber jetzt suchen wir einen Platz zum Ausruhen. Kannst
du uns helfen?“
„Oh ja, mein Onkel, Zinnas
Vater, führt eine Herberge, sie ist
nicht weit von hier. Möchtet ihr dorthin? Die Karawanen, die hier durchziehen,
halten auch dort. Es ist ruhig und sauber und das Essen gesund und kräftig.“
„Dann können unsere Pferde auch
gut unterkommen!!“
„Ganz bestimmt! Wir haben einen
großen Platz hinter dem Haus, wo die Tiere lagern können. Ihr werdet alles
Nötige finden.“
„Gern nehmen wir dein Angebot
an!“
„Das ist schön, Zinna kann
gleich hinlaufen und ihrem Vater Bescheid sagen, dass er alles richtet. Zinna,
sag ihm, Gäste kommen mit zwei Pferden!“ Die Kleine strahlt bei diesen Worten,
nickt und läuft davon.
„Geht einfach geradeaus, ihr
könnt es nicht verfehlen" erklärt ihnen Rina. Es ist nicht mehr weit. Ich muss noch etwas besorgen.Es heißt „Zum Palmenhain“ und mit diesen Worten geht sie winkend davon: "Wir sehen uns nachher!"
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