Auf
zur Wüste Israma
Eine Weile reiten sie schweigend
durch eine süß duftende Lindenallee. Es ist später Nachmittag. Vor ihnen liegt
eine Ebene, am Horizont zeichnet sich eine Hügelkette ab. Ein Waldstück scheint
nahe davor zu liegen. „Wo wir wohl heute Nacht schlafen werden? Du musst dich
ausruhen Lilian!“
„Du brauchst auch Ruhe Lilli. Mach
dir keine Gedanken. Du wirst schon sehen, Stella wird für unsere Nachtruhe sorgen,
wart’s nur ab. Wenn wir den Wald erreicht haben, dauert es nicht mehr lange und
wir können rasten.“
Bald erreichen sie den Wald, es
ist ein lichter Buchenwald aber die Abendschatten kriechen schon hervor. Der
sanfte grüne Moosteppich verschluckt nun die Geräusche der Hufe. Ein feines
Plätschern und sanftes Rauschen wird allmählich lauter und lauter, vor ihnen
tut sich eine Lichtung auf. Aus einem Felsen sprudelt ein Wasserstrahl der in
einem Sammelbecken endet, das in Jahrhunderten der Felsen ausgehöhlt hat. Sie
steigen ab, fangen mit ihren Händen den Wasserstrahl auf und trinken. Sie sind so durstig und können
gar nicht aufhören, auch die Pferde trinken gierig. Sie werfen die Köpfe zurück
und schnauben und prusten laut, dann schütteln sie sich. Lilli tanzt und ruft: “Was
für ein wunderschöner Platz, Lilian, hier können wir bleiben. Wir nehmen unsere
Bündel als Kissen und decken uns mit den Mänteln zu, was meinst du?
Lilian lächelt und erwidert: “Wenn
es ein heißer Sommertag wäre schon, aber die Nacht wird kühl und wir bekommen
kein Dach über den Kopf. Wir machen es anders. Pass auf!“
Er geht zu Stella und flüstert
ihr etwas ins Ohr. Sie spitzt die Ohren und wiehert laut. Lilian führt sie etwas
weiter seitwärts von der Quelle und lässt sie los. Sie geht noch ein paar
Schritte nach links, dann nach rechts, kratzt mit einem Vorderhuf auf dem
Boden. Sie geht noch etwa zehn Schritte
weiter, kratzt wieder, dreht sich dann zur Seite, bis sie es viermal getan hat
und wartet. An den vier Ecken, wo sie gekratzt hat, bildet sich ein weißer
Nebel, verdichtet sich und verbindet die Ecken. Braune Holzwände wachsen aus der
Erde hervor und vor Lillis erstaunten Augen entsteht ein kleines Blockhaus. Seine
Tür öffnet sich von selber, ein Feuer glüht innen im Ofen, aus dem Schornstein
steigt Rauch auf und verbindet sich mit dem Abendhimmel.
„Tritt ein Lilli. Hier werden
wir heute Nacht schlafen und nicht auf der Wiese!“
Sie lächelt Lilian zu und tritt
dann ein. Nicht nur das Feuer glüht im Eisenherd, ein gedeckter Tisch wartet
auf sie und vor dem Fenster wachsen Küchenkräuter aus Blumenkästen.
„Wie wunder- wunderschön,
Lilian!“ stammelt sie fassungslos. „Hier
kannst du dich erstmal ausruhen, bevor wir weiterziehen und die nächsten
Hindernisse überwinden müssen“, antwortet er. „Komm, schau nur, das weiche
Bett, leg dich ein wenig hin, nachher können wir essen!“
Lilli lässt sich begeistert auf
das Bett fallen. „Herrlich, herrlich fühlt es sich an!“ ruft sie.
„Ich hole noch Wasser von der
Quelle, versorge die Pferde und du kannst ein bisschen schlafen. Habe ich dir
zu viel versprochen?“
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