4/04/2018

Auf zur Wüste Israma

Eine Weile reiten sie schweigend durch eine süß duftende Lindenallee. Es ist später Nachmittag. Vor ihnen liegt eine Ebene, am Horizont zeichnet sich eine Hügelkette ab. Ein Waldstück scheint nahe davor zu liegen. „Wo wir wohl heute Nacht schlafen werden? Du musst dich ausruhen Lilian!“
„Du brauchst auch Ruhe Lilli. Mach dir keine Gedanken. Du wirst schon sehen, Stella wird für unsere Nachtruhe sorgen, wart’s nur ab. Wenn wir den Wald erreicht haben, dauert es nicht mehr lange und wir können rasten.“
Bald erreichen sie den Wald, es ist ein lichter Buchenwald aber die Abendschatten kriechen schon hervor. Der sanfte grüne Moosteppich verschluckt nun die Geräusche der Hufe. Ein feines Plätschern und sanftes Rauschen wird allmählich lauter und lauter, vor ihnen tut sich eine Lichtung auf. Aus einem Felsen sprudelt ein Wasserstrahl der in einem Sammelbecken endet, das in Jahrhunderten der Felsen ausgehöhlt hat. Sie steigen ab, fangen mit ihren Händen den Wasserstrahl auf  und trinken. Sie sind so durstig und können gar nicht aufhören, auch die Pferde trinken gierig. Sie werfen die Köpfe zurück und schnauben und prusten laut, dann schütteln sie sich. Lilli tanzt und ruft: “Was für ein wunderschöner Platz, Lilian, hier können wir bleiben. Wir nehmen unsere Bündel als Kissen und decken uns mit den Mänteln zu, was meinst du?
Lilian lächelt und erwidert: “Wenn es ein heißer Sommertag wäre schon, aber die Nacht wird kühl und wir bekommen kein Dach über den Kopf. Wir machen es anders. Pass auf!“
Er geht zu Stella und flüstert ihr etwas ins Ohr. Sie spitzt die Ohren und wiehert laut. Lilian führt sie etwas weiter seitwärts von der Quelle und lässt sie los. Sie geht noch ein paar Schritte nach links, dann nach rechts, kratzt mit einem Vorderhuf auf dem Boden. Sie geht noch etwa  zehn Schritte weiter, kratzt wieder, dreht sich dann zur Seite, bis sie es viermal getan hat und wartet. An den vier Ecken, wo sie gekratzt hat, bildet sich ein weißer Nebel, verdichtet sich und verbindet die Ecken. Braune Holzwände wachsen aus der Erde hervor und vor Lillis erstaunten Augen entsteht ein kleines Blockhaus. Seine Tür öffnet sich von selber, ein Feuer glüht innen im Ofen, aus dem Schornstein steigt Rauch auf und verbindet sich mit dem Abendhimmel.
„Tritt ein Lilli. Hier werden wir heute Nacht schlafen und nicht auf der Wiese!“
Sie lächelt Lilian zu und tritt dann ein. Nicht nur das Feuer glüht im Eisenherd, ein gedeckter Tisch wartet auf sie und vor dem Fenster wachsen Küchenkräuter aus Blumenkästen.
„Wie wunder- wunderschön, Lilian!“ stammelt sie fassungslos.  „Hier kannst du dich erstmal ausruhen, bevor wir weiterziehen und die nächsten Hindernisse überwinden müssen“, antwortet er. „Komm, schau nur, das weiche Bett, leg dich ein wenig hin, nachher können wir essen!“
Lilli lässt sich begeistert auf das Bett fallen. „Herrlich, herrlich fühlt es sich an!“ ruft sie.

„Ich hole noch Wasser von der Quelle, versorge die Pferde und du kannst ein bisschen schlafen. Habe ich dir zu viel versprochen?“

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