Lilienprinz nahm die Satteltaschen ab und stellte sie auf den
Boden neben Lilli. Dann führte er beide
Pferde am Zügel, ging mit ihnen hinter das Haus um die Ringe zu suchen, wo er
sie anbinden konnte. Unter einem Vordach sah er zwei in die Mauer eingelassene Metallringe
und band die Pferde an. Er streichelte sie zärtlich und versprach ihnen „ich
komme nachher mit Futter und Wasser für euch liebe Gefährten!“ Er wandte sich
um, ging zurück und sah Lilli vor der Eichentür, dem Eingang zu Wirtshaus. „Ist
dir auch warm genug?“ fragte er sie und sie nickte. „Komm, lass uns
hineingehen!“ forderte er sie auf. Als sie eintraten, konnten sie kaum etwas
erkennen, so sehr vernebelten Rauchschwaden die Sicht in der sowieso dämmrigen
Gaststube. An einem Tisch in einer Ecke saßen drei ältere Männer mit recht unfreundlichen
Gesichtern. Sie tranken Bier aus großen Gläsern. Hinter der Theke blickte sie
ein kräftiger Mann mit haarigen Unterarmen und langem schwarzen Bart aus dunklen
Augen an. Er spülte Gläser.
„Seid gegrüßt, Herr Wirt, ich bin Lilian und das ist Lilli
meine Schwester. Wir sind von weit her geritten und suchen nun eine Bleibe für
die Nacht. Können wir das hier bekommen? Vorher brauchen wir etwas Warmes zu
Essen und Trinken, es soll Euer Schade nicht sein!“
Der Wirt spülte ruhig seine Gläser weiter und blickte dann
auf. „Ich habe zwei Kammern frei. Etwas zu Essen gibt es hier auch. Habt Ihr
auch Pferde?“
„Ja, ich habe sie vorhin erstmal hinter dem Haus angebunden!“
„Ja, ich habe sie vorhin erstmal hinter dem Haus angebunden!“
„Ihr könnt sie in den Stall bringen, die Magd kann Eurer
Schwester die Kammern zeigen. Habt Ihr auch Gepäck?“
„Ja, das bringen wir dann herauf.“
Inzwischen hatte eine junge Frau die Küche verlassen. Sie wischte sich die Hände ab und grüßte die beiden.
Inzwischen hatte eine junge Frau die Küche verlassen. Sie wischte sich die Hände ab und grüßte die beiden.
„Kommt!“ sprach sie Lilli an, „wir gehen zu den Kammern hoch.
Ich heiße Olga.“ Sie trug eine Öllampe vor sich her.
Lilli dankte und folgte ihr über eine steile Holztreppe
hinauf zu einem langen Gang. Am Ende schloss die Magd zwei Türen mit ihren
großen Schlüsseln auf. „Dies sind die Zimmer, ich bringe Euch gleich Wasser,
dann könnt Ihr Euch erfrischen. Wenn das
Essen angerichtet ist, sage ich Bescheid.“
Mit diesen Worten verließ sie die Kammer, stellte die Öllampe
und legte die Schlüssel auf einen großen Tisch.
Lilli ging zum Fenster, öffnete vorsichtig einen der
Holzladen und schaute in die Dunkelheit. Einige Sterne blinkten und langsam
gewöhnten ihre Augen sich daran, dass es so dunkel war. Sie erkannte Bäume und eine
Kirchturmspitze. Ein Käuzchen schrie zweimal seinen langgezogenen Schrei – ein Frösteln überkam sie. Sie schloss den
Laden wieder und schaute sich das Bett an. Es war einfach und aus Holz gezimmert,
ein Strohsack lag darauf, bezogen mit einem karierten Bezug. Eine dünne gewebte
Decke lag auf dem Sack.
Es klopfte und Olga brachte einen Eimer mit Wasser, eine Schüssel
und einen leeren Eimer. „Der Abtritt ist hinter dem Haus, geh‘ besser bevor du
schläfst, dann musst du in der Nacht nicht hinuntergehen, “ riet sie ihr.
Sie verließ die Kammer und klapperte mit ihren Holzpantinen
den Gang hinunter. Lilli blickte auf eine Kommode, auf der ein geblümter
Wasserkrug und eine passende Schüssel standen.
Es klopfte und herein kam Lilienprinz mit einem Bündel
Kleidern über dem Arm. „Wir können gleich essen und dann endlich ausruhen!“
Lilli wusch sich Gesicht, Hände und Füße. Sie öffnete das
Bündel und fand darin auch einen Kamm und eine Bürste. Sie kämmte ihr
zerzaustes Haar und flocht es in einen Zopf. Sie entdeckte ein dunkelblaues
Wolljacket mit einer gestickten Rose am Revers. Es sah warm aus. Sie zog es an
und es passte wie für sie gemacht. Gleich fühlte sie sich besser. Ein paar weiche
rote Schuhe zog sie über ihre weißen Strümpfe und stellte die Reitstiefel neben
die Kommode. Sie klopfte an die Wand, „Lilienprinz, ich bin fertig!“
Kaum hatte sie ausgesprochen, klopfte er und stand schon an
der Tür.
„Lasst uns gehen, komm!“
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