3/17/2018

Pferd, Tier, Tiere, Pferdekopf


Lilienprinz nahm die Satteltaschen ab und stellte sie auf den Boden neben Lilli. Dann führte er  beide Pferde am Zügel, ging mit ihnen hinter das Haus um die Ringe zu suchen, wo er sie anbinden konnte. Unter einem Vordach sah er zwei in die Mauer eingelassene Metallringe und band die Pferde an. Er streichelte sie zärtlich und versprach ihnen „ich komme nachher mit Futter und Wasser für euch liebe Gefährten!“ Er wandte sich um, ging zurück und sah Lilli vor der Eichentür, dem Eingang zu Wirtshaus. „Ist dir auch warm genug?“ fragte er sie und sie nickte. „Komm, lass uns hineingehen!“ forderte er sie auf. Als sie eintraten, konnten sie kaum etwas erkennen, so sehr vernebelten Rauchschwaden die Sicht in der sowieso dämmrigen Gaststube. An einem Tisch in einer Ecke saßen drei ältere Männer mit recht unfreundlichen Gesichtern. Sie tranken Bier aus großen Gläsern. Hinter der Theke blickte sie ein kräftiger Mann mit haarigen Unterarmen und langem schwarzen Bart aus dunklen Augen an. Er spülte Gläser.
„Seid gegrüßt, Herr Wirt, ich bin Lilian und das ist Lilli meine Schwester. Wir sind von weit her geritten und suchen nun eine Bleibe für die Nacht. Können wir das hier bekommen? Vorher brauchen wir etwas Warmes zu Essen und Trinken, es soll Euer Schade nicht sein!“
Der Wirt spülte ruhig seine Gläser weiter und blickte dann auf. „Ich habe zwei Kammern frei. Etwas zu Essen gibt es hier auch. Habt Ihr auch Pferde?“
„Ja, ich habe sie vorhin erstmal hinter dem Haus angebunden!“
„Ihr könnt sie in den Stall bringen, die Magd kann Eurer Schwester die Kammern zeigen. Habt Ihr auch Gepäck?“
„Ja, das bringen wir dann herauf.“
Inzwischen hatte eine junge Frau die Küche verlassen. Sie wischte sich die Hände ab und grüßte die beiden.
„Kommt!“ sprach sie Lilli an, „wir gehen zu den Kammern hoch. Ich heiße Olga.“ Sie trug eine Öllampe vor sich her.
Lilli dankte und folgte ihr über eine steile Holztreppe hinauf zu einem langen Gang. Am Ende schloss die Magd zwei Türen mit ihren großen Schlüsseln auf. „Dies sind die Zimmer, ich bringe Euch gleich Wasser, dann könnt Ihr Euch erfrischen. Wenn  das Essen angerichtet ist, sage ich Bescheid.“
Mit diesen Worten verließ sie die Kammer, stellte die Öllampe und legte die Schlüssel auf einen großen Tisch.
Lilli ging zum Fenster, öffnete vorsichtig einen der Holzladen und schaute in die Dunkelheit. Einige Sterne blinkten und langsam gewöhnten ihre Augen sich daran, dass es so dunkel war. Sie erkannte Bäume und eine Kirchturmspitze. Ein Käuzchen schrie zweimal seinen langgezogenen Schrei  – ein Frösteln überkam sie. Sie schloss den Laden wieder und schaute sich das Bett an. Es war einfach und aus Holz gezimmert, ein Strohsack lag darauf, bezogen mit einem karierten Bezug. Eine dünne gewebte Decke lag auf dem Sack.
Es klopfte und Olga brachte einen Eimer mit Wasser, eine Schüssel und einen leeren Eimer. „Der Abtritt ist hinter dem Haus, geh‘ besser bevor du schläfst, dann musst du in der Nacht nicht hinuntergehen, “ riet sie ihr.
Sie verließ die Kammer und klapperte mit ihren Holzpantinen den Gang hinunter. Lilli blickte auf eine Kommode, auf der ein geblümter Wasserkrug und eine passende Schüssel standen.
Es klopfte und herein kam Lilienprinz mit einem Bündel Kleidern über dem Arm. „Wir können gleich essen und dann endlich ausruhen!“
Lilli wusch sich Gesicht, Hände und Füße. Sie öffnete das Bündel und fand darin auch einen Kamm und eine Bürste. Sie kämmte ihr zerzaustes Haar und flocht es in einen Zopf. Sie entdeckte ein dunkelblaues Wolljacket mit einer gestickten Rose am Revers. Es sah warm aus. Sie zog es an und es passte wie für sie gemacht. Gleich fühlte sie sich besser. Ein paar weiche rote Schuhe zog sie über ihre weißen Strümpfe und stellte die Reitstiefel neben die Kommode. Sie klopfte an die Wand, „Lilienprinz, ich bin fertig!“
Kaum hatte sie ausgesprochen, klopfte er und stand schon an der Tür.
„Lasst uns gehen, komm!“


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