Ein kräftiger junger Mann in Lederkleidung und Stiefeln sowie
eine hübsche langhaarige Frau näherten sich dem Ufer.
„Guten Abend, Robert!“ grüßte die Frau, wie schön, dass du
schon wartest!“
„Gott zum Gruß, Meta und Frigo, ja ich warte. Darf ich euch
zwei neue Gäste vorstellen, die auch über den Fluss wollen und beim Ochsenwirt
übernachten. Sie sind hier fremd!“
Lilienprinz verneigte sich vor den beiden und Lilli machte
einen Knicks. Frigo und Meta grüßten zurück und blickten die beiden an, wie sie
da neben ihren schönen Pferden standen und warteten, was nun geschehen würde.
Meta sprach sie an: “Ihr seht müde aus, so als ob ihr weit
geritten seid! Wir werden euch den Weg zum Ochsenwirt zeigen, es nicht allzu
weit.
„Wir danken Euch!“ erwiderte Lilienprinz.
Robert, der Fährmann schlug vor: „Ich werde zweimal fahren,
Lilli mit ihrem Pferd und mit dir Meta, dann zurück und dann Frigo mit
Lilienprinz und seinem Pferd. Ist es recht so?“
„Es ist wunderbar“, war die Antwort.
„Also dann!“ meinte Robert und so geschah es. Meta ging voran
über eine Holzplanke am Ufer, die aufs Floß führte, auf die dicken schwarzen
Holzbretter, unter denen das Wasser gurgelte. Lilli führte Marengo und
flüsterte leise mit ihm. Robert stieß ab und den Stecken rhythmisch in das
Wasser, sie schaukelten ein wenig und
glitten dann ruhig weiter, alle verhielten sich achtsam und ein fühlbarer Frieden
ruhte auf den Passagieren.
Nicht allzu lange ging die Fahrt, sie sprangen auf das Ufer,
Marengo so, als ob er nichts anderes getan hätte in seinem Pferdeleben. Lilli tätschelte ihn zärtlich und er schnaubte
ein wenig und scharrte mit einem Huf. Robert wendete das Floß und fuhr zurück
um Frigo, Lilienprinz und Stella zu holen. Stellas Atem formte einen dünnen Faden
in der Luft. Die Abendnebel bereiteten sich vor, über dem Fluss aufzusteigen, der
Abendstern wurde sichtbar und der aufgehende Halbmond. Alles ging gut. Bei der
nächsten Anlandung sprang Robert vom Floß und band es mit einem dicken Seil an
einem Pfahl fest. Er zog die Planke heran und legte sie auf das Ufer. Frigo ging
als erster und hinter ihm führte Lilienprinz Stella Sie verabschiedeten sich
herzlich von Robert, Lilienprinz entlohnte ihn großzügig und dankte ihm.
Lilli lehnte sich an Marengo. Sie blickte zu Lilienprinz
hinüber, der neben Stella stand und den Anblick der Gegend in sich aufnahm. Er
ging einen Schritt auf Lilli zu und nahm ihre Hand.
„Du bist bestimmt müde, Lilli, aber es wird nicht mehr lange
dauern, dann wirst du dich bestimmt ausruhen können!“ Sie nickte und lächelte
ein wenig.
„Folgt uns nach!“ forderte Frigo die beiden auf, die ihre
Pferde führten. „Wir bringen euch bis zum Dorfrand, nicht weit davon entfernt seht ihr dann das
Gasthaus „Zum goldenen Ochsen“. Ein großes Schild hängt am Haus.
Die kleine Truppe bewegte sich vorwärts, an einem Feldrand
entlang bis einige Lichter blinkten, die zu Schemen von Häusern wurden, je
näher sie kamen. In der Ferne hörten sie Frösche quaken, das ist bestimmt im Moor dachte Lilli und es fröstelte sie. Ein
paar Hunde bellten in der Ferne. Dumpf klangen die Pferdehufe auf dem feuchten
Boden.
Der Feldweg endete in einer schmalen, mit Kopfsteinen
gepflasterten Straße, sie fielen in einen langsamen Trab. Die Hufe klapperten
auf dem Pflaster. Es war jetzt dunkel geworden. Sie trabten entlang der Straße,
bis ein großes Haus sie davon überzeugte, dass es das Wirtshaus sein musste.
Das goldene Schild des Ochsen blinkte an der Kette, die von einem in die
Hausmauer eingelassenen Stab herabhing.
„Wir sind da, Lilli, lass mich sehen, wer da ist und ob wir
für die Pferde einen Unterschlupf finden können.“
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