3/30/2018

Das zynisch verzogene Breitmaul Rorkas starrt ihnen entgegen. Ähnlich aussehende Wesen tauchen hinter ihm aus dem Wasser auf. Eine feucht schimmernde Sänfte, aus Schilf und Binsen kunstvoll geflochten ziehen sie aus dem Wasser, setzen sie ab und heraus steigt Maro, der Fürst des Moors, riesig und bedeckt mit langen Haaren, die ihm zu den Füßen reichen. Darunter blitzt ein Schuppenhemd hervor.
„Du hast mich herausgefordert, Lilian, willst du immer noch kämpfen? Du zwingst mich hier so früh zu erscheinen und meinen Schlaf zu opfern. Das wirst du büßen!“
„Maro – heute wird das Leiden Derjenigen ein Ende haben, die du schon so lange quälst. Auch wir haben es eilig und wollen den Weg übers Moor nehmen und nicht von Dir gehindert werden. Ich habe keine Wahl, sondern muss all dem ein Ende setzen! Es steht geschrieben! Die Bauern werden das Moor trockenlegen, nachdem ich dich erledigt habe! Die Bevölkerung wird es nutzen für Brennmaterial!“
Lilian steigt ab, nachdem er alles gesagt hat, er geht drei Schritte vorwärts. Lilli steigt ebenfalls ab und bindet die Pferde an eine Esche in der Nähe. Sie kann kaum die Knoten schlingen, so sehr zittert sie. Sie streichelt Marengo und drückte sich an ihn.
Am Himmel erscheint eine dunkle Wolke – ein Vogelschwarm ist es und nähert sich schnell. Lili blickt nach oben, sie hört keine Laute, wie sie sonst von fliegenden Vögeln ausgestoßen werden.
„Bist du bereit, Lilian? Wir werden ringen!“ dröhnt Maros Stimme.
Lilli wird schwindelig, sie hört Lilian:„Ich bin bereit, Maro!“
Lilian geht noch zwei Schritte vor, sie stehen sich jetzt gegenüber, mit einem wilden Schrei stürzt Maro sich auf Lillian, will ihn umklammern, Lilian reißt die Arme hoch und umschlingt den feuchten glitschigen Körper seines Gegners, dessen lange nasse Haare verwandeln sich in Schlangen und ringeln sich um Lilian. Die Vögel sind jetzt nähergekommen und stürzen sich mit einem Schrei in einer einzigen Bewegung auf Maro, krallen sich in seinen Rücken,  heben ihn hoch, tragen ihn zu einem entfernten Platz und beginnen ihn und die Schlangen systematisch zu zerhacken. Ebarus steht vor Lilian, Lilli ist jetzt dazugekommen-
„Mein Freund!“ bringt Lilian heraus, er kann kaum sprechen, ist so erregt und spricht weiter „wie kann ich dir nur danken, du hast unser Leben gerettet.“ Andere Vögel haben sich inzwischen auf Rorka und Maros Vasallen gestürzt und bringen sie in ihre Gewalt.
„Dieses Monster wird niemanden mehr drangsalieren, ihr könnt jetzt weiterziehen!“
Lilian und Lilli sind noch völlig überwältigt von diesem Ereignis und können nur immer wieder „danke, danke, danke“ zu Ebarus sagen.
„Von den Ungeheuern wird nichts übrig bleiben, ihr könnt getrost fortgehen und beruhigt sein!“ fährt Ebarus fort. Einige der Vögel hatte sich auf der Esche niedergelassen und stießen siegreiche Schreie aus. Lilian und Lilli winkten ihnen zu.
„Wann sehen wir dich wieder, Ebarus?“ fragt Lillian.
„Ich werde immer wiederkommen, wenn ihr mich braucht. Seid ganz beruhigt. Viel Erfolg bei eurer Suche, bald sehen wir uns wieder! Ihr werdet alles schaffen!“ Damit schwingt Ebarus sich in die Höhe und die Vögel folgen ihm.
Lilli und Lilian schauen zu in der hellen Morgensonne, wie ein Vogel nach dem anderen in die Luft steigt und davonfliegt. Diesmal hört man ihr heiseres Krächzen laut und deutlich, die Sieger ziehen davon.
„Ich werde dies nie vergessen,“ murmelt Lilli, unsere erste große Prüfung heute Morgen und die wundersame Rettung durch deinen treuen Ebarus!“ Lilian nickt und nimmt ihre Hand.

Stella und Marengo warten geduldig und nicken freudig, als die beiden näherkommen und sie herzen und umarmen. 


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