3/10/2018


Sie öffnet bald die Augen. Sie schaut sich um – da erblickt sie einen weißen Schimmer zwischen den Bäumen am Rand der Lichtung. Sie kneift die Augen ein wenig zusammen – dieser weiße Schimmer bewegt sich zwischen den Stämmen, kommt näher und näher – sie erkennt ein weißes Pferd. Der silberne Schwanz wippt ein wenig, die Mähne schimmert silbern und auch die Hufe blitzen auf, wenn das Pferd sie aus dem Gras hebt. Das Zaumzeug ist schwarz, lange Wimpern umranden  die dunkelblauen Augen dieses besonderen Pferdes. Es wird am Zügel geführt von einem jungen Mann, dessen dunkles Haar die Schultern berührt. Mit seinem roten Anzug kann Lilli ihn jetzt auf der Lichtung wunderbar beobachten. Sie sitzt ganz still und betrachtet dieses wunderhübsche Pferd und seinen Führer.  Langsam kommen sie der Lichtungsmitte näher. Lilli ist fasziniert, sie steht auf, als Pferd und Führer halt machen.
„Guten Tag, Lilli“ begrüßt sie der junge Mann lächelnd. „Ich freue mich, dass ich dich endlich gefunden habe. Ich bin Lilienprinz und habe erfahren, dass du hier im Wald bist. Die Mohnblumenfrau hat es mir gesagt, als ich bei ihr rastete.“
„Woher kennst du mich, Lilienprinz?“ fragt Lilli staunend.
„Lilli, als ich ein kleiner Junge war, hat die Mohnblumenfrau mich gepflegt. Sie hat mir immer von dir erzählt und davon, dass ich dich eines Tages finden werde und du meine Begleiterin sein wirst auf meinen Reisen. Sie hat heute eine Nachricht an deinen Vater geschickt, dass du von jetzt an bei mir bleiben sollst und mir helfen wirst!“
„Warte einen Augenblick, Lilienprinz“ antwortet Lilli- Sie legt ihre Hände auf ihre Augen und bleibt eine Weile ganz still. Als sie die Hände herunternimmt, lächelt sie Lilienprinz an. „Du hast Recht, mein Vater hat zu mir gesprochen. Er bestätigt, dass ich bei dir bleiben soll.“
Lilienprinz nickt ihr zu, geht dann ganz dicht an sein Pferd heran und flüstert ihm etwas ins Ohr.  Das Pferd bewegt die Ohren hin und her und beginnt, mit dem linken Huf zu scharren. Ein kleines Loch entsteht auf der Erde, das größer und größer wird und eine weiße Rauchwolke steigt aus ihm herauf. Der Rauch wird dichter und dichter, bis er langsam und in den Himmel steigt und sich verflüchtigt. An seiner Stelle steht ein etwas kleineres Pferd als das große Weiße. Das hellbraune Fell ist mit kleinen und größeren weißen Pünktchen übersät. Die hell schimmernde Mähne und der Schwanz schimmern wie Seide. Es zieht die Lippen ein wenig hoch, als wollte es lächeln. Ein brauner Sattel liegt auf seinem Rücken, der mit kleinen weißen Lilien bestickt ist. Ein Bündel aus blauem Stoff steht neben den Vorderhufen des Pferdes.

„Dies ist jetzt dein Pferd, Lilli, in dem Bündel findest du einige Kleider und einen Mantel für dich. Etwas zu essen habe ich für uns mitgebracht und ich finde, wir sollten uns jetzt etwas stärken, bevor wir unsere Reise beginnen. Dann erzähle ich dir, wohin wir reiten werden und wobei du mir helfen sollst. Bist du damit einverstanden?“

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