Sie öffnet bald die Augen. Sie
schaut sich um – da erblickt sie einen weißen Schimmer zwischen den Bäumen am
Rand der Lichtung. Sie kneift die Augen ein wenig zusammen – dieser weiße
Schimmer bewegt sich zwischen den Stämmen, kommt näher und näher – sie erkennt
ein weißes Pferd. Der silberne Schwanz wippt ein wenig, die Mähne schimmert
silbern und auch die Hufe blitzen auf, wenn das Pferd sie aus dem Gras hebt.
Das Zaumzeug ist schwarz, lange Wimpern umranden die dunkelblauen Augen dieses besonderen
Pferdes. Es wird am Zügel geführt von einem jungen Mann, dessen dunkles Haar
die Schultern berührt. Mit seinem roten Anzug kann Lilli ihn jetzt auf der
Lichtung wunderbar beobachten. Sie sitzt ganz still und betrachtet dieses wunderhübsche
Pferd und seinen Führer. Langsam kommen
sie der Lichtungsmitte näher. Lilli ist fasziniert, sie steht auf, als Pferd
und Führer halt machen.
„Guten Tag, Lilli“ begrüßt sie
der junge Mann lächelnd. „Ich freue mich, dass ich dich endlich gefunden habe.
Ich bin Lilienprinz und habe erfahren, dass du hier im Wald bist. Die
Mohnblumenfrau hat es mir gesagt, als ich bei ihr rastete.“
„Woher kennst du mich,
Lilienprinz?“ fragt Lilli staunend.
„Lilli, als ich ein kleiner
Junge war, hat die Mohnblumenfrau mich gepflegt. Sie hat mir immer von dir
erzählt und davon, dass ich dich eines Tages finden werde und du meine
Begleiterin sein wirst auf meinen Reisen. Sie hat heute eine Nachricht an deinen
Vater geschickt, dass du von jetzt an bei mir bleiben sollst und mir helfen
wirst!“
„Warte einen Augenblick,
Lilienprinz“ antwortet Lilli- Sie legt ihre Hände auf ihre Augen und bleibt
eine Weile ganz still. Als sie die Hände herunternimmt, lächelt sie Lilienprinz
an. „Du hast Recht, mein Vater hat zu mir gesprochen. Er bestätigt, dass ich
bei dir bleiben soll.“
Lilienprinz nickt ihr zu, geht
dann ganz dicht an sein Pferd heran und flüstert ihm etwas ins Ohr. Das Pferd bewegt die Ohren hin und her und
beginnt, mit dem linken Huf zu scharren. Ein kleines Loch entsteht auf der
Erde, das größer und größer wird und eine weiße Rauchwolke steigt aus ihm
herauf. Der Rauch wird dichter und dichter, bis er langsam und in den Himmel
steigt und sich verflüchtigt. An seiner Stelle steht ein etwas kleineres Pferd
als das große Weiße. Das hellbraune Fell ist mit kleinen und größeren weißen
Pünktchen übersät. Die hell schimmernde Mähne und der Schwanz schimmern wie
Seide. Es zieht die Lippen ein wenig hoch, als wollte es lächeln. Ein brauner
Sattel liegt auf seinem Rücken, der mit kleinen weißen Lilien bestickt ist. Ein
Bündel aus blauem Stoff steht neben den Vorderhufen des Pferdes.
„Dies ist jetzt dein Pferd,
Lilli, in dem Bündel findest du einige Kleider und einen Mantel für dich. Etwas
zu essen habe ich für uns mitgebracht und ich finde, wir sollten uns jetzt
etwas stärken, bevor wir unsere Reise beginnen. Dann erzähle ich dir, wohin wir
reiten werden und wobei du mir helfen sollst. Bist du damit einverstanden?“
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