Drei Tage bereitete ich mich auf
meine Reise vor, packte einige Sachen zum Anziehen und Essen ein. Dann ging ich
zu meinem Vater um ihm zu sagen, dass ich nun bereit war. Mein Vater saß an
seinem Tisch und schrieb mit einer Feder in ein dickes schwarzes Buch.
„Vater, die Zeit ist gekommen,
dass ich Abschied nehmen muss!“
Mein Vater stand auf – ich kniete
vor ihm nieder. Er legte mir seine Hand auf den Kopf und hob mich hoch. Wir
umarmten uns.
„Möge der Segen des großen
Geistes immer auf Dir ruhen, mein Sohn Lilienprinz. Meine Gedanken sind bei dir,
bis wir uns wiedersehen.“
Ich ging zum Stall, bestieg mein
Pferd und verließ unsere Burg.
Nun bin ich schon sieben Tage
auf der Reise und heute habe ich dich endlich getroffen, liebe Lilli. Ich bin
so glücklich, dass ich nun nicht mehr allein bin. Lasst uns unsere Taschen
packen und weiterziehen. Mein Pferd hat sich gestärkt und mit deinem Pferd
verständigt. Ich muss dir noch sagen, dass mein Pferd Stella genannt wird.
„Und wie nennen wir mein Pferd?“
„Ich heiße Marengo, beginnt das
Pferd zu sprechen und scharrt ein wenig mit einem Vorderhuf. Lilli geht hin und
umarmt Marengos Kopf.
„Lieber Marengo, ich werde immer
gut zu dir sein“ verspricht sie ihm. Dann rollt sie das Fell zusammen und
schnallt es mit einem Gurt auf Marengos Rücken. Auch Lilienprinz zurrt die
Taschen auf Stellas Rücken fest. Als sie sich umblicken, sehen sie, dass die
Hasen beobachten, wie sie auf ihre Pferde steigen. Lilli winkt ihnen zu und
dann reiten sie los, über die Lichtung hinüber in den Wald hinein.
Auf
dem Weg
„Lilli, ich weiß, dass du allein
mit deiner Mutter nicht weit von hier lebst. Wir werden zu ihr reiten und ihr
sagen, dass du nun mit mir kommst.“
„Ganz so ist es nicht,
Lilienprinz, die Frau, bei der ich wohne, ist meine Stiefmutter. Vor langer
Zeit starben mein Vater und meine beiden Stiefschwestern an einer schweren
Krankheit, die im Land wütete. Nur seine Frau, meine Stiefmutter und ich
blieben am Leben. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben, so hat mein
Vater es mir immer erzählt und er heiratete dann meine Stiefmutter mit ihren
beiden Töchtern. Ich denke, sie wird mich nicht vermissen und ich sie auch
nicht. Im Gegenteil, sie sieht mich als eine Belastung an und wird sich sogar
freuen, wenn ich weggehe. Ich werde mich von ihr verabschieden und dich vorstellen
und dann bin ich frei!“
So geschah es, der Abschied
zwischen Lilli und der Stiefmutter war kalt und die Frau konnte nur mit Mühe
ihre Freude darüber verbergen, dass sie nun Lilli los war.
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