3/11/2018


„Ja, das bin ich, Lilienprinz, ich bin so hungrig vom Spielen und ich möchte zu gern wissen, was das alles zu bedeuten hat…“
Lilienprinz nimmt 2 Ledertaschen, die hinter dem Sattel hängen, stellt sie dann neben die Birke. Aus der einen holt er ein weiches Schaffell und legt es aufs Gras. Als er die andere Tasche öffnet, rollen mehrere rote Äpfel heraus. Ein Henkelkörbchen  enthält Weintrauben und in Weinblätter gewickelte Käsestücke. Auch eine Flasche Apfelsaft holt er herau, sowie braune Tonschalen. Weißes Brot duftet einladend und sie beginnen zu essen.
„Lilienprinz bitte erzähle mir mehr von der Mondblumenfrau und von dir. Woher kommst du? Welche Reise meinst du?

Lilienprinz erzählt seine Geschichte

„Lilli, ich komme von weither, sehr weit, aus einem Land, wo alle Menschen glücklich waren, bis etwas geschah, das sich bis heute nicht geändert hat. Mein Vater lebt dort noch, eingehüllt von seinem großen Kummer. Vor vielen Jahren, als ich noch klein war, hat ein mächtiger Zauberer meine Mutter und meine Schwester Livana mit sich genommen. In einer schrecklichen Sturmnacht erlaubte er dem Sturm,  das Tor zu unserer Burg aufzubrechen. Auf seiner schwarzen Wolke flog er durch die Gänge zum Schlafzimmer meiner Eltern, er hüllte sie und meine Geschwister Livana und meinen Bruder Jalmari, einen Säugling, ein in seine Wolke und alle flogen durch das Tor wieder hinaus. Es ging alles so schnell, die Hilfeschreie meiner Mutter weckten meinen Vater, aber er konnte nichts mehr tun. Er stand hilflos neben dem Bett und hörte das höhnische Gelächter des Zauberers. Ich schlief in einem anderen Zimmer. Am nächsten Morgen erfuhr ich alles von meinem Vater.
So lebten mein Vater und ich eine Weile allein. Nur die Kinderfrau, die für mich und meine Schwester gesorgt hatte, bevor das Unglück geschah, blieb noch bei uns. Die Amme meines kleinen Bruders kehrte zu ihrer Familie zurück.
Diese Kinderfrau ist die Mohnblumenfrau, von der ich dir schon erzählt habe.“
Lilli hörte mit großen Augen zu und unterbrach Lilienprinz nicht.

Er nahm einen Schluck von dem Saft und erzählte weiter:
„Die Mohnblumenfrau sorgte für meinen Vater und mich, sie liebte mich wie eine Mutter. Als ich 16 Jahre alt war, erwähnte sie, dass ich nun bald eine weite Reise antreten würde. Sie erklärte mir, wo ich dich finden würde und dass du meine Begleitung sein würdest. Als ich 18 Jahre alt war, ging sie zu meinem Vater und erklärte ihm, dass es nun meine Aufgabe sein würde, meine Mutter und meine Schwester zu befreien, sie lebten als Gefangene und Dienerinnen  bei dem Zauberer in seinem Sturmpalast, weit weit fort. Sie wussten aber, dass ich kommen würde, um nach ihnen zu suchen. Daher hat sie der Mut bis jetzt nicht verlassen.


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